"BCW Duisburg ermöglicht mir barrierefreie Weiterbildung"
Anna-Katharina Schulte-Mattler nimmt seit Anfang März beim BildungsCentrum der Wirtschaft Duisburg an der Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin teil. Die 26-Jährige ist seit ihrem vierten Lebensjahr hochgradig schwerhörig. Sie hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und arbeitet bei der RWW Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mbH in Mülheim an der Ruhr.
Wie sie trotz ihres Handicaps die Weiterbildung meistert, hat uns Anna-Katharina Schulte-Mattler im Interview verraten.
Wie laufen die Vorlesungen und Veranstaltungen für Sie ab?
In erster Linie laufen die Vorlesungen für mich ganz normal ab. Ich habe zwar ein Tablet vor mir stehen, und es sind zwei Schriftdolmetscher anwesend, diese nehme ich aber eher als Kursteilnehmer wahr. Heutzutage ist es ja auch schon bei hörenden Menschen normal, dass sie bei Vorlesungen ihren Laptop oder ihr Tablet vor sich stehen haben. Meistens sind die Schriftdolmetscher schon vor mir da und haben bereits alles vorbereitet. Das Tablet steht schon an meinem Platz, ich muss nichts weiter beachten. Die Schriftdolmetscher übersetzen via Tastaturen das, was die Dozenten und die anderen Teilnehmer sagen. Der Text wird dann zeitgleich auf dem Tablet angezeigt. Die Dozenten und meine Mitstreiter finden es sehr interessant, wie ich an der Weiterbildung teilnehme. Sie finden das sehr positiv.
Warum haben Sie sich für die Weiterbildung am BCW in Duisburg entschieden?
Hier hatte ich das Gefühl, dass man sich ernsthaft dafür interessiert bzw. sich darum bemüht, dass mir eine barrierefreie Weiterbildung ermöglicht wird. Es war alles sehr unkompliziert. Ich war sehr angetan von der großen Bereitschaft, mein Vorhaben zu unterstützen. Die BCW Weiterbildung hat mir von Anfang an Rückendeckung gegeben.
Auf welche Schwierigkeiten sind Sie bei der Suche nach einem Bildungsträger gestoßen?
Die Suche nach einem Bildungsträger war alles andere als einfach. Damit habe ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet, vor allem nicht in der heutigen Zeit. Ich dachte, es sei selbstverständlich, dass Bildungsträger bemüht sind, einem Menschen mit Behinderung oder einer anderen Einschränkung einen barrierefreien Weg zu ermöglichen. Scheinbar habe ich mich da geirrt. Häufig war ich kurz davor aufzugeben. Oft hieß es, die Schriftdolmetscher könnten von den anderen Teilnehmern als störend empfunden werden. Ein Bildungsträger hat zum Beispiel verlangt, dass pro Dolmetscher die volle Höhe der Teilnahmegebühr bezahlt wird. Andere Institute haben auf meine Anfrage nur unzureichend oder gar nicht reagiert. Am BCW in Duisburg hat man sich ernsthaft um mich und meine Anliegen gekümmert.
Was erhoffen Sie sich persönlich/beruflich durch die Weiterbildung?
In erster Linie erhoffe ich mir durch die Weiterbildung zusätzliche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten in meinem Beruf. Außerdem möchte ich mein Wissen erweitern und es macht mir großen Spaß, Neues dazuzulernen.
Welche Tipps können Sie Menschen mit einer Behinderung oder Einschränkung geben, die sich für eine Teilnahme an einer Fort- oder Weiterbildung interessieren?
Sie sollten nicht zu schnell aufgeben. Das ist ganz wichtig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es oft sehr schwierig werden kann und man irgendwann an seine Grenzen stößt und schon aufgeben will. Letztendlich muss man aber auch für sich selber kämpfen. Wichtig ist auch, von Anfang an mit anderen Menschen über die Probleme zu sprechen und diese um Hilfe oder um Rat zu bitten – zunächst mit Familie und Freunden. Zusätzlich ist es aber auch sinnvoll, sich mit Arbeitskollegen, dem Integrationsamt, dem Landschaftsverband, der IHK oder sogar der Landesregierung auszutauschen. Das hat mir sehr geholfen und ich habe viel Neues dazu gelernt. Gelohnt hat sich das auf jeden Fall. Man muss immer schön am Ball bleiben.