In Duisburg gibt es diesen Monat mehr als Weihnachten zu feiern. Vor 25 Jahren wurde das BZN Bildungszentrum der Wirtschaft am Niederrhein gegründet. Zum Jubiläum blickt BZN-Beraterin Margret Kalbrecht (Foto) zurück auf ein Vierteljahrhundert Weiterbildung. Seit den Anfängen 1987 als Bildungszentrum der IHK in Rheinhausen, über die Privatisierung 1995 und den Umzug ins Neudorfer Tec-Center in 2010 begleitet sie das Institut und seine Teilnehmer. Dabei erinnert sich die 55-Jährige zwar auch an Entwicklungen bei der Technik und im Kursprogramm, vor allem sind es aber die Menschen, die ihr im Gedächtnis geblieben sind.
„Ich kann mich noch gut an einen Teilnehmer in der Meisterprüfung erinnern. Er erwartete einen Anruf vom Krankenhaus, seine Frau bekam ein Kind“, erzählt Margret Kalbrecht. „Er war schrecklich nervös. Als dann eine halbe Stunde vor Ende der Prüfung das Telefon klingelte, ist er sofort in die Klinik gefahren.“ Überhaupt waren und sind Kinder und Beziehungen im BZN neben Weiterbildungen und Lehrgängen ein großes Thema. Immer wieder finden in den Kursen Paare zusammen. „Wir haben sogar ein BZN-Kind“, lacht Margret Kalbrecht. Eine Teilnehmerin wurde während eines Lehrgangs schwanger. Nachdem sie ihr Kind und den Abschluss bekommen hatte, wurde sie Dozentin am BZN. Ihren Sohn brachte sie oft mit in den Unterricht. „Dann stand er meist unter dem Pult und hörte zu. Heute, als Teenager, kommt er manchmal noch mit zu unseren Veranstaltungen.“
Dieses persönliche Verhältnis zu Teilnehmern und Dozenten ist Margret Kalbrecht besonders wichtig in ihrem Beruf: „Ich brauche den direkten Kontakt. Nur vor dem Rechner zu sitzen, nie zu beraten und zu helfen, das wäre nichts für mich. Wenn unsere Teilnehmer Hilfe brauchen, sind wir für sie da.“ Das kann bei Bescheiden für das Finanzamt und den Arbeitgeber ebenso sein wie bei Problemen mit der beruflichen oder der privaten Zukunft. Auch bei Schwierigkeiten mit Ämtern hilft Margret Kalbrecht gerne. In ihren 25 Jahren hat sie nur sehr selten schlechte Erfahrungen gemacht. „Einmal habe ich ein Glas Wasser ins Gesicht bekommen, weil ich jemanden sagen musste, dass die Leistungen des Arbeitsamtes gestrichen wurden.“ Viel öfter bedanken sich die Teilnehmer für ihre schnelle und persönliche Hilfe. Sei es mit lieben Worten oder Blumen.
Die Arbeit hat sich im Lauf der Jahre deutlich verändert. Als Sachbearbeiterin bei der IHK schrieb sie noch auf einer Schreibmaschine „Computer gab es noch nicht, geschweige denn E-Mails oder Handys. Kontakt zu Teilnehmern konnten wir nur über Telefon und Fax aufnehmen.“ Wenn Kurse ausfielen bedeutete das einen Telefonmarathon. „Trotzdem war es nicht schlimm, wenn wir nicht alle erreichen konnten. Über den Zettel an der Tür, dass der Unterricht ausfällt, haben sich die meisten gefreut“, schmunzelt Margret Kalbrecht. Generell seien die Aufgaben heute umfangreicher als früher. „Wir haben hier viel mehr selbstständige Arbeit – von A wie Anfragen bearbeiten bis Z wie Zertifikate ausstellen.“
Auch das Angebot des BZN hat sich im Laufe der Zeit stetig gewandelt und dem aktuellen Bedarf angepasst. Standen früher Tagesseminare zu Rhetorik oder gutem Schriftverkehr auf dem Programm, sind heute Kurse für Azubis oder Weiterbildungen gefragt. „Wir schauen immer wieder, wo Bedarf herrscht. Dazu arbeiten wir eng mit der IHK und der Wirtschaft zusammen.“ Inzwischen bietet das BZN verschiedenste Lehrgänge und Seminare an, von der Bilanzbuchhaltung über Industriemeisterkurse bis hin zum Fachwirt im Gesundheitswesen. Trotz der vielen Arbeit ist Margret Kalbrecht auch heute noch so gerne Weiterbildungsberaterin wie früher: „So lange dabei sein kann man nur, wenn man die Arbeit gerne macht.“