„Personaler müssen sich auf Generation Z einstellen“
Der Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchskräfte ist in vollem Gange. Wie Unternehmen die jungen und guten Talente der Generation Z für sich gewinnen, welche Anreize sie in der heutigen Zeit bieten müssen, war jetzt Thema beim BCW Ausbilderforum 2018 in Essen. Mehr als 80 Ausbilder und Personaler kamen und zeigten damit, wie topaktuell das Thema in den Betrieben ist.
Wir haben nach der Veranstaltung mit Referentin Dagmar Muß, Dipl.-Psychologin und Dozentin der BCW-Weiterbildung, gesprochen.
Warum ist es gerade für KMU so schwierig geworden, geeignete und motivierte Auszubildende zu finden?
Schwieriger ist es für alle Organisationen geworden, da es weniger Ausbildungsplatzsuchende gibt. Aber die Schüler und Schülerinnen suchen zunächst nicht in der Breite, sondern bewerben sich erst einmal in großen und namhaften Unternehmen, die ihnen unter Umständen sogar aus dem eigenen Konsumverhalten bekannt sind. Außerdem ist in vielen KMU nicht die personelle und qualifizierte Kapazität vorhanden, in die intensive Kommunikation mit möglichen Bewerbern einzusteigen.
Welche Erfahrungen haben Ausbilder mit der neuen Generation Z?
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Dieser Spruch ist übrigens von Sokrates. Die Problematik liegt aus meiner Sicht nicht bei der Generation Z, sondern bei der mangelnden Bereitschaft, mit Veränderungen und „anders sein“ umzugehen. Wenn ich als Ausbilder aus der „Babyboomer“-Generation heute mit der Generation Z in Kontakt treten soll, ist das nicht für alle Babyboomer leicht. Aber meiner Ansicht nach ist damit die Frage nicht, wie richtig oder falsch sich die Generation Z oder Bewerber verhalten, sondern, wie ich als „Personaler“ die Situation verarbeite.
Junge Menschen, die sich aktuell um einen Ausbildungsplatz bewerben, ticken anders als ihre Vorgängergenerationen. Die Generation Z stellt besondere Ansprüche an den eigenen Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber. Welche sind das?
Entscheidend ist der Übergang von Schule zu Beruf. Die Generation Z möchte umworben werden, z.B. durch interessante Projektarbeiten oder attraktive Auslandsaufenthalte, die unter Umständen eine überbetriebliche Kooperation erfordern. Gleichzeitig ist nicht nur mit einer fürsorglichen, quasi familiären Grundhaltung, einer Arbeitsplatzsicherung und der Übertragung verantwortlicher Aufgaben zu werben, sondern das sollte auch tatsächlich umgesetzt werden.
Was ist der Generation Z wichtig? Mit finanziellen Anreizen kommen die Unternehmen bei der Generation Z nur bedingt weiter. Das Gehalt steht häufig nicht im Vordergrund - ebenso wenig der berufliche Status. Was ist es dann?
Gerechtigkeit, freie bzw. gestaltbare Arbeitsumfelder, Mentoring statt „Führung“ im klassischen Sinne, dazu Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch Status durch Position.